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/ Abel Selaocoe

Sequenza: Black Classical Music

Abel Selaocoe

Ein junger Cellist aus Südafrika verzaubert die Klassikwelt

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"Eine Ein-Mann-Band"

„Ein strahlend talentierter, südafrikanischer Cellist und eine Ein-Mann-Band“, nennt ihn der Telegraph. „Unter all den Cellisten dieser Welt kenne ich keinen, der so viel Herz und Freude ausstrahlt wie Abel Selaocoe“, so die Times.

Der junge Cellist, Sänger und Komponist Abel Selaocoe kommt 1992 im Township Sebokeng, in Südafrika zur Welt und lebt und arbeitet heute in England. Er ist mit den Traditionen der kirchlichen Gesänge seiner Heimat aufgewachsen. Seine Familie ist sehr musikalisch, sein Bruder, ein Fagottist gibt ihm ersten Musikunterricht. Die Wahl für das Cello hat viel mit seinem Bruder zu tun. „Darauf kann man sowohl tiefe Töne spielen als auch herrlich in die Höhen klettern. Ich denke, das wünschte er sich ebenso für mich!“

Talent früh erkannt

Das Cellospielen lernt Abel in Wochenendkursen an einer Musikschule in Soweto. Weil er vorerst zu Hause nicht auf ein Instrument zurückgreifen kann, übt er zunächst mit einem Besenstiel und einer Grifftabelle. Als die Musikschule sein Talent bemerkt, ermöglicht sie ihm weiteren Unterricht und ihm wird ein eigenes Cello zur Verfügung gestellt. Schulleiter Michael Masote ist eine der prägenden Gestalten für klassische Musik in Afrika. „Er ist die größte Inspiration in meinem Leben. Seinem Weg zu folgen, fühlte sich völlig natürlich an. Ich hatte nie das Gefühl, Musik zu lernen, die von weit her kommt, sondern ich fand diese Musik immer in mir selbst.“

Mit 13 Jahren erhält Abel Selaocoe ein Stipendium für das Musikinternat St. John’s College in Johannesburg. Mit 18 schreibt er sich am Royal Northern College of Music in Manchester ein und schon bevor er 2018 sein Konzertdiplom erhält, tritt Abel Selaocoe als Solist mit allen wichtigen englischen Orchestern auf, auch bei den BBC Proms. In diesem Jahr 2023 hat er sein eigenes Cellokonzert in Amerika vorgestellt. Sein Debüt in der Hamburger Elbphilharmonie ist ausverkauft. Neben der klassischen Musik und seinen Soloauftritten leitet Selaocoe das Trio Chesaba, das sich auf afrikanische Musik spezialisiert hat, darunter auch Kompositionen von Selaocoe selbst. Er bewegt sich nahtlos zwischen Genres und Stilen, arbeitet mit Weltmusikern, Jazzern und Beatboxern zusammen. In diesem Jahr 2023 ist Abel Salocoe mit dem Opus Klassik Preis in der Kategorie Klassik ohne Grenzen ausgezeichnet worden.

"Where is Home?"

Inzwischen verantwortet Abel Selaocoe Konzertprogramme in Aldeburgh und Oxford, beim Saint Paul Chamber Orchestra, bei den BBC Singers sowie beim Londoner Southbank Centre. Dort hat auch er sein Debütalbum „Where is Home?“, das 2022 herausgekommen ist, vorgestellt. Seit 2021 ist er als einer der ersten teilnehmenden Power Up Music Creators der PRS Foundation ernannt worden, die gegen anti-Schwarzen Rassismus und rassismusbedingte Ungleichheiten im Musiksektor kämpft. Im selben Jahr hat er einen Preis für sein kompositorisches Schaffen erhalten.

Auf seinem Album „Where is Home?“ erweitert Abel Selaocoe die Grenzen des klassischen Cellospiels um Improvisation, Elemente afrikanischer Musik und Gesang. Hier kombiniert der vielseitige Musiker Johann Sebastian Bachs Cello Suiten mit eigenen, an seine afrikanische Heimat angelehnten Kompositionen. Selaocoe sucht auch nach immer neuen Klängen seines Instruments und lässt es dabei schon mal nach einer eritreischen Geige mit ihrem Obertonreichtum oder der Gimbri, einer afrikanischen dreisaitigen Laute klingen. Und da greift er nicht nur zum Cellobogen, sondern übernimmt auch den Gesangspart, wobei er die Kunst des Kehlkopfgesanges beherrscht, nur um im nächsten Augenblick ganz klassisch „Papa Bach“ zu spielen, wie er ihn liebevoll nennt. Auch der US-amerikanische Star-Cellist Yo-Yo Ma gibt einen Gastauftritt bei. Abel Selaocoe beantwortet die Frage, "Where is home – wo ist das Zuhause?" mit der Überzeugung, dass Heimat nicht zwangsläufig ein geografischer Ort ist, sondern „ein Platz, der uns gründet und Kraft schenkt. – Das kann ein geistiger Ort sein, es können Menschen sein, es kann die Einsamkeit sein oder eine Gewohnheit. Es kann aber genauso etwas sein, dass du auf deinen Reisen findest.“

Die Klassik ist sein Zuhause

„Ich bin nicht hier, um die Klassikwelt zu verändern“, betont Abel Selaocoe. In Interviews benutzt er gerne das Wort „schön - beautiful“. Und genauso schön, innig und virtuos, spielt er auch sein Cello, eine Domenico-Montagna-Kopie. „Musik ist im Äther und jeder kann sie sich nehmen,“ ist seine Überzeugung. Zu den Lieblingen seiner häuslichen Sammlung, inklusive Vinyl-Anteil, gehören Ravel und Ligeti ebenso wie Mahler und Bruckner und Bach-Passionen. Die Frage nach seiner musikalischen Entwicklung scheint trotz aller Neugier klar zu sein: „Ich möchte sehr viel klassische Musik spielen – das ist mein Zuhause.“

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